Was ist der innere Kritiker
Der innere Kritiker ist ein psychologisches Konzept, das sich auf die innere Stimme oder den inneren Dialog bezieht, der in den Gedanken einer Person kritisch, selbstkritisch oder sogar abwertend sein kann. Diese innere Stimme äußert sich in Form von Gedanken und Selbstgesprächen, die oft von negativen Bewertungen, Selbstzweifeln und strengen Maßstäben geprägt sind. Der innere Kritiker kann die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen sich selbst sehen, ihre Fähigkeiten einschätzen und mit Herausforderungen umgehen.
Merkmale des inneren Kritikers
- Selbstkritik: Der innere Kritiker neigt dazu, uns hart zu beurteilen und unsere Handlungen oder Entscheidungen zu kritisieren.
- Perfektionismus: Oft legt der innere Kritiker unrealistisch hohe Standards fest und lässt wenig Raum für Fehler oder Unvollkommenheiten.
- Negative Selbstgespräche: Die innere Stimme kann durch negative Selbstgespräche geprägt sein, die das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und zu Selbstzweifeln führen.
- Vergleiche mit anderen: Der innere Kritiker neigt dazu, uns dazu zu veranlassen, uns ständig mit anderen zu vergleichen und uns als minderwertig zu empfinden.
- Angst vor Ablehnung: Der innere Kritiker kann Ängste vor Zurückweisung und Kritik durch andere verstärken, was das Selbstvertrauen weiter beeinträchtigt.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der innere Kritiker oft auf tief verwurzelten Überzeugungen basiert, die aus der Kindheit stammen können. Diese Überzeugungen können von kritischen Eltern, Lehrern oder anderen Einflüssen geprägt sein. Der innere Kritiker kann im Laufe der Zeit zu einem automatischen und unbewussten Muster werden.
Die Auseinandersetzung mit dem inneren Kritiker und die Entwicklung eines positiveren und unterstützenderen inneren Dialogs können Teil des Selbstwachstums und der psychologischen Arbeit sein. Techniken wie kognitive Umstrukturierung, Achtsamkeit und Selbstmitgefühl können dazu beitragen, den Einfluss des inneren Kritikers zu verringern und eine gesündere Selbstwahrnehmung zu fördern.
Warum kritisieren wir uns selbst?
Die Selbstkritik ist ein komplexes Phänomen und kann verschiedene Ursachen haben. Obwohl es intuitiv erscheinen mag, dass Selbstkritik schmerzhaft ist und negative Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden hat, gibt es mehrere Gründe, warum Menschen sich selbst kritisieren:
- Gelernte Verhaltensmuster: Manche Menschen haben im Laufe ihres Lebens gelernt, sich selbst zu kritisieren, weil sie diese Art der Selbstbewertung von Eltern, Lehrern oder anderen Bezugspersonen übernommen haben. Solche Muster können tief verwurzelt sein und automatisch ablaufen.
- Perfektionismus: Der Drang nach Perfektionismus kann dazu führen, dass Menschen unrealistische Erwartungen an sich selbst setzen. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, kann Selbstkritik als Reaktion darauf auftreten.
- Selbstschutzmechanismen: Manche Menschen neigen dazu, sich selbst im Voraus zu kritisieren, um sich auf mögliche Ablehnung oder Kritik von anderen vorzubereiten. Dies kann als eine Art Schutzmechanismus dienen, um die Kontrolle über die Situation zu behalten.
- Negative Glaubenssätze: Tief verwurzelte negative Überzeugungen über sich selbst, die oft aus der Kindheit stammen, können dazu führen, dass Menschen sich selbst kritisieren, selbst wenn es schmerzhaft ist. Diese Überzeugungen können als innere „Stimmen“ wirken, die die Selbstkritik verstärken.
- Selbstoptimierung: In einigen Fällen kann Selbstkritik als eine Form der Selbstoptimierung dienen. Menschen könnten glauben, dass sie durch Selbstkritik ihre Leistung steigern oder sich selbst zu besseren Handlungen motivieren können.
Obwohl Selbstkritik in einigen Situationen als Antrieb dienen kann, kann übermäßige und ungesunde Selbstkritik zu negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit führen, wie zum Beispiel Angst, Depression und geringes Selbstwertgefühl.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Selbstkritik nicht immer konstruktiv ist und dass es Alternativen gibt, um mit Herausforderungen und Fehlern umzugehen. Die Entwicklung von Selbstmitgefühl, die Umstrukturierung negativer Glaubenssätze und die Suche nach Unterstützung können dazu beitragen, einen gesünderen Umgang mit Selbstkritik zu entwickeln.
Umgang mit dem inneren Kritiker
Wir wollen versuchen, unseren inneren Kritiker nach und nach leiser werden zu lassen. Auch wenn ehrliche Selbstreflexion und Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln wichtig sind, ist übertriebene Kritik wenig hilfreich und lähmt uns eher Handlungsalternativen auszuprobieren und zu wachsen.
Den inneren Kritiker nach und nach in gesunde Grenzen zu weisen ist ein fortlaufender Prozess, der unsere Selbstreflexion, bewusste Anstrengungen und oft auch professionelle Unterstützung umfassen kann.
Hier sind einige Schritte und Strategien, die dir dabei helfen können, den Einfluss des inneren Kritikers zu verringern:
- Bewusstsein entwickeln: Der erste Schritt ist, sich des inneren Kritikers bewusst zu werden und die negativen Gedanken und Selbstgespräche zu identifizieren. Achte darauf, wann der innere Kritiker aktiv wird und in welchen Situationen.
- Selbstreflexion: Hinterfrage die Ursprünge deiner Selbstkritik. Überlege, ob diese kritischen Gedanken auf realistischen Bewertungen basieren oder auf übernommenen Glaubenssätzen aus der Vergangenheit beruhen.
- Positive Selbstgespräche: Ersetze negative Selbstgespräche durch positive und unterstützende Aussagen. Sprich dir selbst Mut zu und konzentriere dich auf deine Stärken und Erfolge.
- Achtsamkeit praktizieren: Achtsamkeit hilft dir, im gegenwärtigen Moment präsent zu sein, ohne dich von negativen Gedanken über die Vergangenheit oder Sorgen über die Zukunft überwältigen zu lassen. Achtsamkeitsübungen können den Einfluss des inneren Kritikers mindern.
- Selbstmitgefühl entwickeln: Lerne dir selbst mit Freundlichkeit und Mitgefühl zu begegnen, so wie du es bei einem Freund tun würdest. Akzeptiere deine menschlichen Schwächen und Fehler.
- Glaubenssätze überprüfen: Überprüfe deine tief verwurzelten Überzeugungen über dich selbst. Sind sie realistisch? Arbeite daran, diese Überzeugungen durch positive und konstruktive Gedanken zu ersetzen.
- Grenzen setzen: Setze klare Grenzen gegenüber selbstkritischen Gedanken. Wenn du merkst, dass der innere Kritiker aktiv wird, kannst du z.B. sagen: „Stopp, verändere dich!“ oder „Oh, fast vergessen, so spreche ich nicht mehr mit mir.“ Und/oder du versuchst, bewusst einen Schritt zurückzutreten und die Gedanken zu hinterfragen.
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Bei sehr starker Selbstkritik an der deine Psyche bereits leidet, kann ein Therapeut oder Psychologe dabei helfen, tiefer in die Ursachen einzutauchen und Strategien zu entwickeln, um diese zu bewältigen.
- Affirmationen nutzen: Formuliere positive Affirmationen, die deinen Selbstwert und deine Selbstakzeptanz stärken. Wiederhole diese Affirmationen regelmäßig, um positive Gedankenmuster zu fördern.
- Selbstakzeptanz kultivieren: Akzeptiere dich selbst mit all deinen Stärken und Schwächen. Es ist wichtig zu verstehen, dass niemand perfekt ist, und dass das Streben nach Perfektionismus unrealistisch ist.
Den inneren Kritiker zu beruhigen erfordert Zeit, Geduld und kontinuierliche Übung. Es kann auch hilfreich sein, dir in diesem Prozess Unterstützung von Menschen zu holen, denen du vertraust, oder professionelle Hilfe von einem Therapeuten in Anspruch zu nehmen.